– ein Erlebnisbericht –
7 Frauen, alle in sozialbetreuenden Berufen tätig, haben sich zusammengetan unter dem Aufruf der Kreativsten von allen, die uns aufgefordert hat, gemeinsam ein Essen für die Obdachlosen in der Gruft in Wien zu kochen. Und wir sind ihrem Aufruf gefolgt.
Das Betreuungszentrum Gruft, der Caritas der Erzdiözese Wien – Hilfe in Not, Obdach & Wohnen in der Barnabitengasse 12a in 1060 Wien bietet Obdachlosen 2x/Tag ein warmes Essen an.
150 Mal im Jahr wird dies von freiwilligen Kochgruppen bis max. 7 Personen übernommen. Mehr Personen passen nicht in die Gruft-Küche.
Man kann sich für ein Mittagessen oder ein Abendessen anmelden. Was gekocht wird, entscheidet man selbst, man kauft und finanziert auch die Zutaten dafür selbst und transportiert sie selbst zur Gruft.
Als Hilfestellung steht auf der Homepage der Gruft ein Kochbuch zur Verfügung, denn immerhin wollen 180-200 Personen pro Mahlzeit bekocht werden und diese Größenordnungen ist man normalerweise nicht gewohnt.
Wir haben uns für ein veganes Kartoffelgulasch entschieden mit einer Nudelbeilage zur Sättigung.
Dafür wurden 50 kg Bio-Kartoffeln vom Bauern, 20 kg Zwiebeln, 5 kg Zucchini, rote Paprika, 1 Riesenkürbis und sehr viel Knoblauch eingekauft. Großmengen an edelsüßem Paprika, Majoran, gemahlenem Kümmel, Salz, Pfeffer sowie 2 l Sonnenblumenöl und 1 l naturtrüber Apfelessig haben die Zutatenliste abgerundet. Für die Beilage wurden 20 kg eifreie Spiralnudeln besorgt.
Da wir uns für ein Abendessen entschieden hatten, konnten wir ab 16:00 Uhr in der Gruft unseren Dienst antreten. Essensausgabe ist immer von 19:00 Uhr bis 19:30 Uhr. Daher ist genügend Zeit, das Gericht zuzubereiten.
Dennoch ist es eine Menge Arbeit, 50 kg Kartoffeln zu schälen und eine große Überwindung, dies bei 20 kg Zwiebel zu tutn, wenn auch eine Maschine geholfen hat, diese klein zu hobeln. Die Kartoffeln, der Kürbis, der Knoblauch und die Paprika wurden jedoch händisch zerkleinert. Doch man konnte sehen, dass wir erfahren in der Küche sind und somit wurde konsequent und zielstrebig gearbeitet.
Eine Herausforderung war das Anbraten in der Kippbratpfanne, die man in dieser Größe nicht gewohnt ist. Zum Glück bekommt man Hilfe von den diensthabenden meist ehrenamtlichen Mitarbeitern der Gruft, die nicht nur sehr viel Erfahrung und Können, sondern auch die nötige Portion Humor und Geduld mitbringen. Man wird somit nie alleine gelassen, was auch beim Abschmecken von großer Hilfe ist und diese Erfahrung zu einer besonders schönen Erinnerung macht.
Da man nur ein Gericht pro Mahlzeit kochen kann, war nach den Vorbereitungsarbeiten und während der Kochzeit für das Gulasch auch einmal Zeit zum Verschnaufen und Plaudern.
Somit hat sich die Gelegenheit geboten, das Personal über den Ablauf, die Organisation, Finanzierung und Koordination der Gruft zu interviewen und etwas in diese Welt hinein zu schnuppern.
Es hat sich gezeigt, dass von Privatpersonen und einigen Firmen regelmäßig Lebensmittel gespendet werden, die in der Küche dringend gebraucht werden. So wird meist spontan entschieden, was vom Personal gekocht wird, wenn keine Kochgruppen sich angemeldet haben, damit die Lebensmittel frisch verarbeitet werden.
Im Obdachlosenzentrum arbeiten meist Ehrenamtliche, Zivildiener und wenige Angestellte, auch Sozialarbeiter. Mit den Lebensmittelspenden, anderen Sachspenden und Geldspenden kommt man über die Runden. Diese sind aber dringend erforderlich und herzlichst willkommen. Daher kann jeder die Gruft auch auf diesem Weg unterstützen.
Auch eine Notschlafstelle ist angegliedert und bietet den Ärmsten der Armen Unterschlupf. http://www2.gruft.at/
Es ist sehr interessant, den Mitarbeitern und ihren Geschichten zu lauschen, weil sie von einer gänzlich anderen Welt erzählen. Man wird wieder dankbarer und demütig und freut sich über sein eigenes gelungenes Leben, eigene Probleme werden durch diese Erfahrung kleiner.
Doch wenn das Gericht fertig gekocht ist und es 19:00 Uhr schlägt, ist es Zeit für die Essensausgabe und Schluss mit dem Plaudern, denn dann stellen sich 180-200 Personen an, die bis spätestens 19:30 Uhr ihr Essen haben wollen, denn danach wird nichts mehr ausgegeben. Mit den Regeln ist man sehr streng hier in der Gruft, was aber auch notwendig ist, um Problemen und Streitereien vorzubeugen.
Die veganen Nudeln wurden gekocht und im Dampfgarer warm gehalten, das Kartoffel-Gemüsegulasch in der Kippbratpfanne gar gekocht und dann der 200 l Topf zur Ausschank gefahren.
Auch die Essensausgabe kann von der Kochgruppe übernommen werden, wobei die Aufgaben auch hier genau verteilt werden.
Da jeder von uns 2 Kuchen oder Torten gebacken hat, gab es für die Obdachlosen auch jeweils ein Stück Kuchen, was gemeinsam mit der Mahlzeit ausgeteilt werden muss. So gab es Zuständige für die Kuchenverteilung, die Nudeln, das Gulasch und das Besteck mit Serviette.
Jeder Obdachlose wurde von uns persönlich begrüßt und an der Ausschank bedient und am Ende der Essensausgabe wurde uns mit einem kräftigen Applaus gedankt.
Was soll man sagen?
Ein gutes Gefühl!
Ein schöner Tag!
Viele Erlebnisse, viele Eindrücke.
Teamgeist gestärkt!
Viel gelernt und großen Respekt vor all diesen Menschen, die immerwährend Hilfe anbieten und großen Respekt vor all denen, die diese Hilfe auch annehmen.
Angesichts der vielen Konfliktthemen auf der Welt, den immerwährenden Streitereien, den vielen unterschiedlichen Meinungen zu Themen wird man hier auf den Boden der Realität zurückgeholt.
Man sieht, dass auf sehr hohem Niveau gestritten und argumentiert wird. Vielleicht blenden wir manchmal die Realität aus oder glauben tatsächlich, dass unser eigenes Leben beispielhaft für die Welt ist.
Meiner Erfahrung nach ist das keineswegs so und jeder kann sich selbst bei vielen sozialen Projekten davon selbst überzeugen und somit eine andere Realität erleben.
Und dabei geht es gar nicht um unsere viel geliebten Schuldzuweisungen, die nur verhindern sollen, anderen beizustehen. Es geht um Menschlichkeit, unabhängig davon, wie oder von wem eine Notsituation verursacht wurde. Menschlichkeit, die einem von diesen Menschen, denen es nicht so gut wie uns geht, wieder gezeigt wird. Die uns mit ihrem Schicksal berühren und somit unsere Herzensentwicklung fördern. So haben wir alle etwas davon, win win!
Ein herzliches Danke an alle Mitarbeiter der Gruft, die uns so herzlich aufgenommen haben und uns beigestanden sind in unserer Kochunternehmung und ein danke auch an all die Obdachlosen, die unsere Mahlzeit geschätzt haben. 🙂
Wenn auch ihr die Gruft unterstützen wollt, dann habt ihr nun und auch zukünftig die Chance dazu.
Angst vor der Herausforderung braucht niemand zu haben, weil immer helfende Hände für einen da sind. Aber Vorsicht, man lernt vielleicht sich selbst und auch seine Mitkochenden von einer anderen Seite und möglicherweise etwas besser kennen!
Ich kann diese Erfahrung jedem nur empfehlen!
Wenn ihr das Kartoffelgulasch nachkochen möchtet oder den Marmor-Gugelhupf bzw. den Schoko-Kirsch-Kuchen nachbacken möchtet, dann klickt auf die jeweiligen Fotos oder den Begriff.
Alles Liebe von Cella
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Liebe Cella,
Ein sehr schöner Bericht 🙂
ich danke auch für den erlebnisreichen und wunderschönen Tag.
glg
Sabine LUTZ
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I am very proud of you – you decided to do a good deed even before you got your reward in the form of a rousing applause . An old knowhow from the Huron indian tribe states : if you want to judge someones path in life you have to walk his path in his shoes .
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THX!!!!:-)